Im Zentrum meiner Selbstbegegnungsarbeit steht der Rückbindungsprozess an das
individuelle und gesunde ICH.
Haben wir als Baby keine gesunde und haltgebende Bindung erlebt, konnten wir auch nicht die notwendigen Schritte in die Autonomie gehen.
„Ohne Bindung keine Autonomie“ - beide bedingen einander!
Damit wir uns zu einem Erwachsenen mit gesunder Selbstbestimmung,
Eigenverantwortung und Beziehungsfähigkeit entwickeln können, braucht es in uns eine liebevolle Selbstverbundenheit.
Die frühkindlich erlebten Bindungstraumatisierung können wir heute als Erwachsene durch innere Rückbindungsprozesse an unser individuelles und gesundes ICH „nachholen“. Durch diesen
Bindungsvorgang baut sich nach und nach ein stabiler gut abgegrenzter ICH-Raum in unserer Psyche auf, mit dem verkörperten Gefühl eines inneren sicheren „Hafens“. Auf diese Weise erlangen
wir die Fähigkeit, uns nicht nur aus den ungesunden familiären Anhaftungen, sondern auch aus den mehrgenerationalen Fremdgefühlen des Familiensystems zu lösen. So kann sich Schritt für Schritt
eine klares individuelles ICH-gebundenes Identitätsgefühl entwickeln.
Um das Selbstmitgefühl des Klienten zu aktivieren, steht in meiner intensiven Prozessbegleitung der Kontakt des Klienten zu seinem ICH und Selbstanteilen im Vordergrund und erst zweitrangig die
Aufdeckung seiner Traumatisierungen.
Da die erste resonanzgeprägte Begegnung des Klienten mit seinem ICH aus dem Anliegen für mich zentral ist, lade ich den Klienten ein, seine Selbsterforschungsreise mit dem ICH-Stellvertreter zu
beginnen.
Über die Berührung mit den Händen kommt es zum ersten resonanzgeprägten Blick- und Kontaktaustausch mit seinem ICH. Dieser intimen Begegnung und ihrer subtilen Dynamik gebe ich Raum und spiegele
und kommentiere diesen Austauschprozess durch erklärende Psychoedukation. Das hat den Vorteil, dass der Klient im Augenblick des gegenwärtigen Erlebens auch versteht, was gerade in der Dynamik
mit seinem ICH (d.h. im Selbstkontakt) in ihm geschieht.
Schon in dieser zentralen ersten Kontaktaufnahme zeigt sich in wunderbar anschaulicher Art
und Weise, mit welchem Blick die Mutter des Klienten ihn als Baby angeschaut und gespiegelt hat.
Der Blick und die innere Haltung der Mutter, mit der sie auf uns geschaut hat, verinnerlichen wir später als Blick auf uns selbst (auf unser ICH).
Nach dem Motto: „Wir machen mit uns das, was die Mutter mit uns gemacht hat“.
Im
weiteren Verlauf der Selbstbegegnung wird das eigene ICH immer mehr zum Referenzpunkt für Orientierung, Unterstützung und der emotionalen Regulierung, wenn weitere Elemente wie traumatisierte
Selbstanteile, Täter-Opfer-Dynamiken oder andere Personen sich zeigen.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt in meinem Verständnis von Traumaintegration ist, dass der
Klient während seiner Traumabegegnung die Erwachsenenposition hält, damit er sich nicht in regressiven Gefühlen verliert. Nur als Erwachsener im Hier und Jetzt können wir im Heute unserem inneren
bindungstraumatisierten Kind von damals die notwendige Liebe, Sicherheit, Halt, Zugehörigkeit und Orientierung geben, die es damals gebraucht hätte, um sich gesund zu entwickeln. Diese tiefe
Sehnsucht ist heute noch in unserem Zellgedächtnis verankert und „zwingt“ uns ständig, die Erfüllung bei anderen Menschen zu suchen.
"Bindungen haben uns als Babys traumatisiert und neue Bindungserfahrungen heilen"