Die mehrgenerationale Weitergabe von Traumagefühlen

Transgenerationale Weitergabe von Traumagefühlen

Aus psychotraumatologischer Sicht wirken nicht nur die eigenen traumatischen Erfahrungen in unserem inneren Erleben nach.

Auch unverarbeitete Traumata früherer Generationen – etwa von Eltern, Großeltern oder sogar Urgroßeltern – können sich unbewusst auf uns übertragen und unser Verhalten, unsere Gefühle und unsere Selbstwahrnehmung prägen. 

 

Wie traumatische Erfahrungen über Generationen weiterwirken

Ein zentraler Übertragungsweg ist die emotionale Bindung, insbesondere zur Mutter oder anderen frühen Bezugspersonen.
Über diesen frühen, vorbewussten Kontakt treten wir nicht nur in Beziehung zu ihrer aktuellen emotionalen Wirklichkeit –
sondern oft auch zu inneren Anteilen, die von ihren eigenen, nicht verarbeiteten Traumata geprägt sind.

 

Auf diese Weise binden und identifizieren wir uns unbewusst an  alte Gefühle von Ohnmacht, Verlassenheit, existenzieller Angst oder Hilflosigkeit  –
ohne dass sie jemals in unserer eigenen Biografie tatsächlich erlebt wurden.

Wie wir Traumagefühle unserer Herkunft übernehmen

Wenn unsere Mutter selbst traumatisiert war, hatte sie womöglich keinen vollen Zugang zu ihren gesunden Ich-Anteilen.
Sie konnte uns dann nicht in ihrer emotionalen Ganzheit begegnen.

Was sie selbst nicht fühlen oder integrieren konnte, wirkt dennoch im Bindungskontakt – nicht über Worte, sondern oft über feine Signale wie Blickkontakt, Körpersprache oder emotionale Präsenz.

 

Wir als Kinder nehmen diese nicht verarbeiteten Gefühle auf, öffnen uns für sie, identifizieren uns mit den verdrängten Anteilen unserer Mutter oder anderer Vorfahren – und binden uns oft unbewusst an das, was eigentlich nicht zu uns gehört.

Wie wir Traumagefühle unserer Herkunft übernehmen

Wenn unsere Mutter selbst traumatisiert war, hatte sie womöglich keinen vollen Zugang zu ihren gesunden Ich-Anteilen.
Sie konnte uns dann nicht in ihrer emotionalen Ganzheit begegnen.

Was sie selbst nicht fühlen oder integrieren konnte, wirkt dennoch im Bindungskontakt – nicht über Worte, sondern oft über feine Signale und ihrer inneren Haltung wie Blickkontakt, Körpersprache oder emotionale Präsenz.

 

Wir als Kinder nehmen diese nicht verarbeiteten Gefühle auf, öffnen uns für sie, identifizieren uns mit den verdrängten Anteilen unserer Mutter oder anderer Vorfahren – und binden uns oft unbewusst an das, was eigentlich nicht zu uns gehört. 

Heilung beginnt mit Bewusstwerdung

Diese unbewusste emotionale Loyalität führt dazu, dass wir oft Gefühle und Muster in uns tragen, die ihren Ursprung in einem anderen Leben und einer anderen Zeit haben.

 

Erst wenn wir beginnen, diese übernommenen Zustände zu erkennen, den kindlichen Schmerz in uns öffnen und uns bewusst an unser eigenes Ich binden, kann sich in uns ein freierer, eigener innerer Raum entwickeln – und mit ihm eine authentische, individuelle Identität.

 

Diese Form der transgenerationalen Weitergabe geschieht nicht willentlich und meist auch nicht bewusst. Sie kann sich über mehrere Generationen fortsetzen – vor allem dann, wenn die ursprünglichen Traumata im Familiensystem nie anerkannt oder verarbeitet wurden. Kinder übernehmen dann unbewusst Gefühle und psychische Zustände, die nicht zu ihrer eigenen Lebensgeschichte gehören. Diese Übernahme kann zu einer tiefen Identifikation mit dem emotionalen Erbe der Familie führen – was das Erleben von Autonomie,  Selbstwirksamkeit und Lebensfreude erheblich einschränken kann.

Ein zentrales Ziel in der psychotraumatherapeutischen Arbeit besteht daher darin, diese unbewussten Bindungen und Loyalitäten bewusst zu machen. Erst durch das Verstehen und Würdigen des familiären Traumanetzwerks können sich Menschen innerlich lösen, ihre eigenen Gefühle von übernommenen unterscheiden und Schritt für Schritt ein selbstbestimmtes Leben entwickeln. Traumen wie der frühe Verlust der Mutter, Heimatverlust, Kriegserlebnisse, familiäre Gewalt und Missbrauch hinterlassen tiefe Verletzungen in der Seele des Menschen und führen als Notfallreaktion zu psychischen Spaltungen. Werden diese Traumen nach Beendigung der Traumasituation nicht fachkundig therapeutisch bearbeitet, so kommt es im Menschen zu dauerhaften Spaltungen in der Persönlichkeitsstruktur. Traumatische Ereignisse, die emotional und mental verdrängt und abgespalten werden, wirken trotzdem unbewusst in der Psyche des Menschen weiter und prägen seine weitere Lebensführung.

 

Die Übernahme von und Identifizierung mit fremden Traumagefühlen kann sich durch den Bindungsprozess über mehrere Generationen fortsetzen. Ohne, dass es uns bewusst ist, werden wir über diesen Weg in die Traumagefühle, die in unseren Familien herrschen, eingebunden. Diese unbewussten Verbindungen hindern uns oft daran, ein eigenes, freies, lebendiges und selbstbestimmtes Leben zu führen.