03. bis 05. und 25. bis 27. November 2022

DER BLICK MEINER MUTTER AUF MICH

ODER "EIN BLICK SAGT MEHR ALS TAUSEND WORTE"

 

"Die Kraft der Verwandlung von liebevollen Blicken auf mich selber"

Wenn wir auf die Welt kommen, wollen wir uns als erstes in dem Blick der Mutter verankern. Dies ist der erste Moment der Begegnung nach der Geburt.  Es kommt zu einem intensiven Austausch von Blicken zwischen Mutter und Neugeborenen. Ist der Blick freudig liebevoll, neugierig, weich, offen, zugewandt und einladend. So fühlen wir uns willkommen, liebevoll angenommen und die Welt wird für uns ein sicherer freundlicher Ort.

Mit welchen Augen werde ich begrüßt, angeschaut und gesehen?

Werde ich willkommen geheißen? Darf ich so wie ich bin da sein?

Im Blick der Mutter wollen wir uns nicht nur in Liebe an Sie binden, sondern uns darin selber spiegeln und in unserer Individualität bestätigt werden und finden.

 

Alle emotionalen Zustände spiegeln sich in den Augen. 

Wir können Lebendigkeit, Zärtlichkeit, Verbindlichkeit, Mitgefühl, Freude, Offenheit, Neugier, Zuneigung und Zugewandtheit erkennen. Aber auch das Gegenteil wie Ängstlichkeit, Skepsis, Misstrauen, Ablehnung, Abwesenheit, Schläfrigkeit, Lieblosigkeit und Kontaktlosigkeit in den Augen lesen. 

Der Blick kann offen, weich, einladend sein oder erstarrt, leer, aufgerissen, abwesend, ängstlich, geschockt, traurig, mutlos, depressiv, eng, starrend, stechend, einschneidend, sexualisiert und übergriffig. Die Augen sind absolut notwendig für unsere Orientierung und unseren Selbstschutz.  Besonders bei frühen Bindungstraumatisierung im Kontakt mit unserer Mutter werden die Augen und der Blick auf uns selber und die Umwelt in Mitleidenschaft gezogen. 

Als Kind sind wir immer auf der Suche nach der Mutter und wollen ihren "Blick einfangen". Unsere Mutter ist unser Zentrum und auf sie sind wir mit allen Sinnen ausgerichtet. Sie ist sozusagen unser "Eyecatcher". Sie ist unsere erste große Liebe mit der wir in lebendiger Verbundenheit schwingen wollen.  Nur bei ihr können wir uns sicher fühlen und ihr Blick gibt uns die Gewissheit: "Ja, ich darf da sein, so wie ich bin und sie möchte, dass ich mich bei ihr sicher, geliebt und geborgen fühle." 

Die Augen werden nicht zu unrecht als "das Fenster der Seele" bezeichnet und unser ganzes soziales Miteinander beruht auf den Austausch von Blicken. 

Durch die Verankerung im Blick der Mutter wird nicht nur der Bindungskontakt zu ihr gestärkt, sondern auch zu uns selber.

In den ICH-Begegnungen meiner Identitätstherapie zeigt sich in wunderbar anschaulicher Art und Weise, mit welchen Augen wir von unserer Mutter angeschaut wurden. Die innere Haltung unserer Mutter, mit der sie auf uns schaut, verinnerlichen wir später als Blick auf uns selber. Dies zeigt sich immer wieder beeindruckend in den Selbstbegegnungen des Klienten mit seinem ICH.

Hat sie unsere biologischen Grundbedürfnisse feinfühlig beantwortet, so haben wir einen guten Zugang zu unseren Bedürfnissen und können sie später als Erwachsener selber gut erfüllen.

In diesem Seminar werden wir uns intensiv mit den Augen und dem Blick beschäftigen und die Bedeutung für unser soziales Miteinander in Beziehungen - zu uns und anderen Menschen.

Die Augen sind neurophysiologisch mit unserem Herzen, Gesichtsmuskeln, Gehör und Sprache verbunden und steuern so das soziale Zusammenleben mit anderen Menschen und Gemeinschaften. Mit der Wichtigkeit und Funktion unseres "soziale Engagement System" von Stephan Porges  werden wir uns intensiv beschäftigen.

Bei frühen Bindungstraumatisierungen speichern die Augen die hohe sympathikotone Ladung und lassen unseren Blick eng und starr werden.

In diesem Seminar werden wir das erste Mal ein Experiment machen, indem jeder der einen eigenen ICH-Begegnungsprozess machen möchte mit dem Anliegensatz:

 

                  "Wie habe ich den Blick meiner Mutter erlebt"  

 

in seine innere Selbstbegegnung eintritt.

So können wir gemeinsam erforschen, wie die Dynamiken sich bei jedem Klienten individuelle unterschiedlich waren und welche Wirkung dieser so tief prägende verinnerlichte Blick unserer Mutter heute noch auf uns und unser Leben hat.

Die Aufstellungsplätze werden wie immer ausgelost.

Die Selbbstbegegnungsprozesse werden von mir, an passender Stelle angehalten und durch Psychoedukation, Spiegeln, Mentalisieren und Kommentieren begleitet. Das hat den Vorteil, dass der Klient, die Stellvertreter und alle Teilnehmer die innerpsychische Dynamik im Bezug zum Anliegen und der Interaktionen der Aufstellung nachvollziehen und vertieft verstehen können. 

Ich freue mich auf die gemeinsame Forschungsreise mit Euch!

 

 


Bildnachweis: Alle Bilder von Dagmar Strauß außer: Pixabay: zwei Augen