23. bis 25. September 2022

EMOTIONALE VERSTRICKUNGEN

UND IHRE FOLGEN

oder "warum fühle ich, was du nicht mehr fühlst"

 

"Wer denkt, fühlt und handelt in mir? Wer in mir gestaltet mein Leben?"

Sind die Gefühle, Gedanken und Impulse die in mir aufsteigen aus meinem eigenen individuellen Wesenskern oder wirken da andere fremde Kräfte in meinem Leben, meinen Beziehungen und Entscheidungen?

Wie prägen die abgespaltenen und verdrängten traumatischen Erfahrungen der Bindungspersonen und Vorfahren unsere eigene Selbstwahrnehmung, unsere Beziehungen, unsere Berufswahl, unser Schicksal und Lebensgestaltung?

Die Übernahme von und die Identifizierung mit fremden Traumagefühlen kann sich durch den Bindungsprozess über mehrere Generationen fortsetzen.

 

"Durch unsere Kinder leben wir weiter"  sagt der Volksmund.

 

Ohne, dass es uns bewusst ist, werden wir über das enge Mutter-Kind-Bindungsgeschehen in die Traumagefühle, die von unseren Eltern und Vorfahren unverarbeitet, verdrängt und abgespalten sind, eingebunden. 

Die Gefühle aus unbearbeiteten traumatischen Erlebnissen wie Krieg, Vertreibung, Missbrauch, Gewalt, Verlust geliebter Menschen, Bindungssystemtraumatisierungen usw. werden ohne therapeutische Hilfe verdrängt, abgespalten und führen ein Eigenleben in der Seele der Eltern, Großeltern und Vorfahren.

Die mehrgenerationale Übernahme von Fremdgefühlen aus dem Bindungssystem, sowie die Schritte die notwendig sind sich daraus zu lösen, werden wir genau „unter die Lupe“ nehmen. Wir werden herauszuarbeiten, warum es überhaupt „notwendig“ war, über welche Wege die Verstrickungen stattfinden (Bindungsschutzsystem) und welche Bedeutung sie für unser frühkindliches Überleben  und die Aufrechterhaltung unserer Bindungsbeziehung hatte.

Es zeigt sich in den Aufstellungsprozessen meiner  ICH-orientierten Identitätstherapie mit Klienten immer mehr, wie wichtig für die eigene Identitätsbildung das Erkennen der Verstrickung mit fremden Gefühlen ist.

Denn nicht alles was sich in den Prozessen zeigt, sind eigene Traumaerfahrungen! 

Durch die Identifikation mit den fremden Traumagefühlen halten wir unsere eigenen verdrängten und abgespaltenen Gefühle auf Abstand. Durch die Verbundenheit, mit den nicht bearbeiteten Traumaerlebnissen der Eltern und Vorfahren sorgen wir auch dafür, dass sie mit ihren eigenen Abspaltungen nicht konfrontieren werden. Wir „optimieren“ durch die Übernahme der fremden Traumagefühle die Spaltung der Eltern und Vorfahren. Durch diese Verstrickungen fühlen wir uns zu unserem Bindungssystem zugehörig. Der Preis dafür ist die Aufgabe des eigenen ICH-Bewusstseins und individuellen Identitätsentwicklung.

Wir können die traumatischen Erfahrungen unserer Eltern und Vorfahren weder bewältigen, auflösen oder integrieren, da uns das traumatische Ursprungsereignis dazu fehlt. Nur unsere eigenen Bindungs- und Entwicklungstraumatisierungen (Gewalt, Zurückweisung, Ablehnung, Missbrauch usw.) durch unsere Eltern und der daraus resultierenden ICH-Aufgabe, können wir durcharbeiten und durch Selbstmitgefühl integrieren. 

Es wäre fatal, wenn Therapeuten diese emotionalen Übernahmen weiter verfestigen, statt den Klienten darin zu unterstützen, diese innerpsychischen Vorgänge zu erkennen und den Weg durch die Rückbindung zum eigenen ICH-Wesen aufzuzeigen und zu fördern. Erst wenn wir mit  unserem individuellen ICH-Wesenskern in Kontakt sind, ist ein autonomes, selbstbestimmtes und liebevoll-mitfühlendes Leben mit uns  und anderen Menschen möglich.

Auf dem Wege der Selbstintegration können die EIGENEN verdrängten und abgespaltenen Traumagefühle durchgearbeitet, angenommen und verkörpert werden. Wir erkennen unsere eigen erlebte Biografie und unsere gefühlte kindliche Bindungsrealität und schaffen damit einen gut abgegrenzten ICH-Raum, in dem wir mit uns selber in gefühlten Kontakt gehen können.  "Da wo meine Gefühle sind, können keine fremden sein"

Über die Bildung eines eigenen ICH-Raumes können wir uns aus den mehrgenerationalen Dynamiken, in denen wir von Anfang an gefangen sind, durch Selbstmitgefühl, herausarbeiten

Die fremden Traumagefühle der Eltern und Vorfahren werden so auf Abstand gebracht und ein eigener gut abgegrenzter ICH-Raum kann sich in der Psyche bilden und sich immer mehr ausweiten. 

 Erst wenn wir wirklich aus unserer ICH-BIN heraus wirken, können wir sagen: "ICH allein bin die Ursache für mein Denken, Fühlen und Handeln in mir, meinen Beziehungen und meinem Leben!"

Die ICH-Begegnungsplätze werden vor Ort ausgelost.

Die Selbbstbegegnungsprozesse werden von mir, wie immer, an passender Stelle angehalten und durch Psychoedukation, Spiegeln, Mentalisieren und Kommentieren begleitet. Das hat den Vorteil, dass der Klient, die Stellvertreter und alle Teilnehmer die innerpsychische Dynamik im Bezug zum Anliegen und der Interaktionen der Aufstellung nachvollziehen und vertieft verstehen können. 

Ich freue mich dieses Thema mit Euch gemeinsam zu erkunden!